Sonntag, 14. Juli 2013

Der Schuh des Manitu - Freilichtspiele Tecklenburg - 13. Juli 2013

Bully Herbigs "Der Schuh des Manitu" kam 2001 in die Kinos und gilt als einer der größten deutschen Filme. Er ist eine Parodie der Karl-May-Filme. Im Jahr 2008 kam schließlich die Musicalversion in das Theater des Westens, das 2010 seinen letzten Vorhang erlebte.
 
Nun wurde der Wilde Westen in das Münsterland geholt. Neben Werner Bauer als Abahachi, dem Häuptling der Apachen, steht Alexander Klaws als Ranger, Abahachis bestem Freund, auf der Bühne. Er selbst hat sich Berichten zufolge sehr auf die Rolle gefreut und auch seine Postings bei Facebook zeigen, dass die Show scheinbar viel Spaß bereitet. Am Schauspiel und Gesang der beiden ist nichts auszusetzen, einzig und allein wünschenswert wäre es, wenn man die zwei besser verstehen könnte. An einigen Stellen ist das Orchester so laut, dass es sehr schwer fällt den Text annähernd zu verstehen. Verständlicherweise ist die Akustik im Freien eine andere als in einer Oper, die extra nach akustischen Ansprüchen gebaut wurde, dennoch bin ich der Überzeugung, dass eine bessere Aussteuerung möglich ist. Dies wird auch dadurch unterstreicht, dass Femke Soetenga als Uschi mehr als deutlich zu verstehen ist.
 
Nun aber erst mal die Cast im Überblick:
  
Abahachi
Werner Bauer
Winnetouch
André Haedicke
Ranger
Alexander Klaws
Uschi
Femke Soetenga
Santa Maria
Reinhard Brussmann
Hombre
Julian Looman
Dimitri
Thomas Hohler
Listiger Lurch
Eric Minsk
Falscher Hase
Sebastian Brandmeir
Karl May
Kristian Gajaszek

 
Mitglieder der Bande Santa Marias etc.:
Jan Altenbockum - Hakan T. Aslan - Alexander Bellinkx - Sebastian Brandmeir - Marius Hatt - Andrew Hill - Stefan Lehmann - Siegmar Tonk
 
Indianerinnen etc.:
Sophie Blümel - Milena Hagedorn - Anke Merz - Marthe Römer - Silja Schenk - Stéphanie Signer - Céline Vogt - Elena Zvirbulis

 
Zur Geschichte: Die Blutsbrüder Abahachi und Ranger leihen sich beim Häuptling der Schoschonen - Listiger Lurch - zwei Satteltaschen voll Gold, um einen Pub für ihren Stamm zu kaufen. Bei der Geldübergabe stellt sich aber heraus, dass Santa Maria ein falsches Spiel mit den beiden spielt. Im Trubel versucht Falscher Hase, der das Gold gebracht hat, mit diesem wieder zu fliehen und wird von Santa Marias Bande erschossen.
 
Während Abahachi den vermeintlich schlafenden Toten zu wecken versucht, kommen die Schoschonen dazu, was dazu führt, dass Abahachi und Ranger wegen Mordes und Betrugs an den Marterpfahl kommen. Denn Santa Maria ist ein "Freund" der Schoschonen, sodass niemand daran glaubt, dass dieser den Sohn des Häuptlings ermordet haben könnte. Hombre, der auf die zwei aufpassen soll, hört aber, dass die zwei von einem Schatz sprechen, und so bindet er sie heimlich los.
 
Ihre Suche nach den drei fehlenden Teilen der Schatzkarte führt sie zu Winnetouch, Abahachis Zwillingsbruder, auf die Puder Rosa Ranch. Dieser verrät ihnen auch, wo die zwei nun noch fehlenden Teile zu finden sind. Um Santa Maria und seine Bande abzulenken, muss Winnetouch sein pinkes Indianer-Outfit gegen ein beiges tauschen, damit man ihn für Abahachi hält. Doch bevor das Spiel beginnen kann, muss der Geist des Großvaters - Grauer Star - aus ihm einen richtigen Indianer machen.
 
Nun gehen die drei verschiedene Wege. Santa Maria nimmt Winnetouch, den er für Abahachi hält, auf der Puder Rosa Ranch gefangen. Ranger macht sich auf den Weg in den Saloon, um die Schatzkarte von der Barsängerin Uschi zu holen. Doch dort ist bereits Santa Maria angekommen, der seinen Männern etwas Vergnügung gönnt. Durch Rangers Unbeholfenheit bekommen sie von der Schatzkarte Wind und nehmen Uschi und Ranger gefangen.
 
Nachdem sie schließlich auch noch Abahachi, der das letzte fehlende Teil von Dimitri, dem Griechen, geholt hat, gefangen genommen haben, erfahren alle, dass der Schatz beim Schuh des Manitu ist. Während sich Santa Maria samt seiner Bande auf den Weg macht, überlassen sie Ranger, Abahachi und Winnetouch ihrem Schicksal in der brennenden Puder Rosa Ranch. Doch Dimitri rettet sie und so machen sie sich auf den Weg zum Schuh des Manitu.
 
Dort gesteht Uschi Abahachi, dass sie mit Ranger mitgehen will, dieser hat die Nase von seinem Blutsbruder gestrichen voll und auch Hombre entdeckt sein Faible für Winnetouch. Letzten Endes können sie Santa Maria gemeinsam besiegen und das Missverständnis bei den Schoschonen aufklären, denn Hombre erzählt ihnen wie es wirklich war.
 
Zu Beginn betritt ein junger Cowboy die Szenerie und setzt sich an den Bühnenrand. Welche Rolle er spielt, bleibt lange ein Rätsel, wenn man keinen Blick in das Programmheft geworfen hat. Dass dieser Karl May darstellen soll, wird, wie bereits erwähnt, erst später klar. Es scheint aber auch nicht so vorgesehen zu sein, dass man schnell versteht wie dieser in das Geschehen passt. Mal wirkt er wie ein stummer Beobachter, mal wie ein Gehilfe, der Kulissenteile verrückt. Ich glaube nicht, dass dies am Spiel von Kristian Gajaszek liegt, sondern eben schlichtweg an der Einbindung der Rolle in das Stück. 
 
Werner Bauer und Alexander Klaws spielen hervorragend zusammen, es macht Spaß ihnen zuzuschauen und zuzuhören. Die Pferde waren zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie fügten sie sich doch gut in das Stück ein. Stimmlich harmonieren die zwei auch gut miteinander, sodass die Szenen an sich rund sind.
 
Bereits in Ich war noch niemals in New York ist mir Eric Minsk aufgefallen. Allerdings ist mir bis heute nicht eingefallen an wen er mich erinnert. Seine überspitzte Spielweise passt für mich als absoluten Schuh-des-Manitu-Neuling sehr gut zur Rolle Listiger Lurch, dem Häuptling der Schoschonen. Dessen Sohn, Falscher Hase, wird von Sebastian Brandmeir gespielt. Auch wenn seine Rolle relativ zu Beginn stirbt, so weiß er das Publikum doch mit seinem Solo zu begeistern und zeigt sein schauspielerisches und gesangliches Talent.
 
Reinhard Brussmann, der hier die Rolle des Santa Maria übernimmt, hat bereits bei der Pfingstgala das Publikum von seinen stimmlichen Qualitäten überzeugt und weiß sie auch hier perfekt einzusetzen. Ebenfalls bei der Pfingstgala dabei war Julian Looman, der auch dort schon den Beifall sehr genoss. Im Schuh des Manitu spielt er den Hombre oder auch den Aschenbecher Santa Marias. Auf Dauer war mir sein Spiel aber einfach ein wenig zu viel.
 
Der Grieche Dimitri wird von Thomas Hohler gespielt. Der Akzent unterstreicht die Rolle angemessen. Gesanglich reißt er das Publikum mit seinem Partyhit "Ich trinke Ouzo" mit und auch sein Schauspiel überzeugt. Hingegen werden die vielen Wortverdreher auf Dauer etwas zu viel, was am Anfang noch lustig ist, wirkt dadurch schnell überladen. Hier hätte man an der einen oder anderen Stelle einfach etwas sparen können.
 
Als jodelnde Barsängerin Uschi weiß Femke Soetenga zu brillieren. Bei den ersten Tönen hatte ich noch nicht mitbekommen, dass nun die Dame im roten Kleid singt, und war auf Grund der Stimmfarbe ein wenig überrascht. Bisher habe ich sie noch nicht wissentlich gesehen oder gehört. Meine Vorstellung war allerdings ein wenig anders. Aber ich muss sagen: Femke weiß ihre Stimme perfekt einzusetzen und auch ihr Schauspiel ist grandios auf die Szenen abgestimmt. Für mich ist sie der Star der Inszenierung. Schade ist allerdings, dass der absolute Gänsehaut-Moment des Stücks, wenn Uschi Abahachi mitteilt, dass sie mit Ranger gehen möchte, durch das Geschniefe und Geseufze Hombres und den daraus resultierenden lauten Lachern des Publikums, teilweise übertönt und nebensächlich wird.
 
Man muss wohl unumstritten ein Comedy-Liebhaber sein, um diese Show wirklich zu lieben. Mir persönlich ist es an vielen Stellen einfach zu viel. Bei den ersten Malen lacht man noch, irgendwann ist der Witz aber einfach abgedroschen. Dazu gehören für mich neben den vielen Wortverdrehern Dimitris auch die immer wiederkehrenden Verwendungen der Wege entlang des Publikums. Bei der ersten Benutzung denkt man noch: Wow, jetzt haben sie mal ein neues Element eingebaut. Beim dritten oder vierten Mal allerdings, denkt man nur noch: Aha, schon wieder nutzen sie die Wege. Der Sinn dahinter bleibt aber irgendwann verborgen. Manchmal ist weniger einfach mehr.

1 Kommentar:

  1. Danke fürs Teilen deiner Meinung.
    Ich selbst bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich hinfahren soll oder nicht. Ansich habe ich jetzt nicht so ein großes Bedürfnis, aber andererseits kann es natürlich sein, dass man es am Ende bereut. Naja, es wird wohl spontan entschieden werden. Comedy ist jetzt nicht unbedingt so mein Fall und daher bin ich froh, dass zudem Der Graf von Monte Christo gespielt wird.

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